An einem Samstag im Februar stehe ich dick vermummt mit Christian Brendel im Weinberg. Es regnet leicht und der Wind fährt scharf unter meine Jacke, aber es hilft alles nichts, die Reben wollen jetzt geschnitten werden. Beim Rebenschneiden, genau wie beim Schneiden von Obstbäumen oder Rosen, geht es darum, überflüssiges Holz zu entfernen und am Rebstock nur die Anzahl an Knospen zu belassen, die im Frühjahr austreiben sollen. Man reguliert damit schon frühzeitig den zu erwartenden Traubenertrag und verhindert, dass zu viele neue Triebe sonst sehr dicht beieinander wachsen. Christian hat natürlich mit seinem Vater bereits alle Reben geschnitten und einige für mich übrig gelassen. Das ist auch gut so, wie ich schnell feststelle, denn ich habe zu großen Respekt vor den Reben um schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen und zu schneiden.
Ein ganz wichtiger erster Schritt, bevor man dem Rebstock mit der Schere zu Leibe rückt, ist das Prüfen, ob das Zielholz, welches man ausgesucht hat, auch fest mit dem Stamm verwachsen ist. Ist das nicht der Fall, muss man einen anderen Trieb wählen. Dann werden nacheinander alle übrigen Triebe so weit zurückgeschnitten, dass nur noch ein Trieb übrig bleibt. Ich bin wirklich unsicher und vor jedem Schnitt versichere ich mich bei Christian, dass ich nicht gerade sein Weingut in den Ruin stürze.
Das abgeschnittene Holz muss daraufhin zwischen den Drähten entfernt werden indem man kräftig daran zieht, was mich auch bei diesen Temperaturen schnell ins schwitzen bringt. Das Holz wird in die Gassen abgelegt und später mit dem Traktor in kleine Stücke gehäckselt, die dem Boden dann als Grünkompost zur Verfügung stehen. Der übriggebliebene Trieb muss jetzt nur noch aus der Senkrechte in die Waagerechte gebracht werden. Dafür wird er nach unten gebogen, entlang eines Drahtes gewickelt und mit einem dünnen Metalldraht daran befestigt. Damit ist der Rebstock bereit für die kommende Saison!
Ich werde Christian Brendel in diesem Jahr bei allen wichtigen Schritten begleiten und hier auf dem Blog darüber berichten. Schon jetzt freue ich mich, wieder dabei zu sein. Was ich jetzt schon sagen kann: Winzer zu sein, ist eine Tätigkeit in und mit der Natur, egal bei welchem Wetter, körperlich und physisch fordernd, davor habe ich großen Respekt.
Habt eine tolle Woche, Kerstin.